Sollte man Angst vor Chlor haben?

 

In einer Zeit, in der alles, was als gesund gilt, das Öko-Präfix trägt oder als „natürlich – ohne Konservierungsmittel“ gekennzeichnet wird, sind wir gegenüber Chemikalien misstrauisch. Auf dieser Liste steht auch Chlor, das nach wie vor häufig zur Wasseraufbereitung und –desinfektion verwendet wird. Sollte man wirklich vorsichtig sein?

 

Die Chlorierung von Wasser ist eine der beliebtesten Methoden zu dessen Aufbereitung, d. h. ein Prozess, der das Wasser unbedenklich für die Gesundheit des Menschen macht. Alles hat seine zwei Seiten. Im Fall von Chlor, das einerseits gefährliche krankheitserregende Bakterien wirksam zerstört und andererseits für höhere Organismen, zu denen auch Homo Sapiens gehört, nicht völlig neutral ist, ist dies nicht anders.

 

GEFÄHRLICHES GAS

 

Chlor ist ein chemisches Element in Gasform, das mehr als doppelt so schwer ist wie die Luft, ein starkes Oxidationsmittel, ein Desinfektions- und Bleichmittel. Der Chlorgeruch ist unangenehm, erstickend und vor allem sehr giftig. Er reizt die Atemwege und die Schleimhäute, was zu Lungenödemen und zum Tod führen kann. Es wird angenommen, dass der Grenzwert der gefährlichen Chlorkonzentration in der Luft 1000 ppm (Akronym von „part per million“ – Teilchen pro Million) beträgt. Aus diesem Grund wurde Chlor im Ersten Weltkrieg als Kampfgas und chemische Waffe eingesetzt. Es lohnt sich zu wissen, dass ein ständiger Kontakt mit Chlor bereits in geringen Konzentrationen die Lungen schwächt und das Risiko für andere Erkrankungen dieses Organs erhöht. Andererseits ist Chlor in der Natur und als Makroelement vorhanden und kommt in den meisten lebenden Organismen, einschließlich des Menschen, vor.

 

TÖDLICHES WASSER

 

Warum wird Chlor in so großem Umfang zur Behandlung von Leitungs- und Schwimmbadwasser verwendet? Desinfektion mit Chlor ist wirksam. Chlor tötet Bakterien (z. B. Bakterienstämme von Escherichia coli) sowie Viren, Pilze, Protozoen und andere Mikroorganismen ab. Eine Wasserverseuchung mit gefährlichen krankheitserregenden Bakterien kann äußerst gefährlich sein und nicht nur die Gesundheit, sondern auch das Leben von Menschen gefährden. Am häufigsten verursachen Bakterien dieses Typs Lebensmittelvergiftungen, aber es kommt vor, dass die Escherichia coli Bakterie bei einigen Menschen schwere Infektionen wie Blasen-, Nieren- oder Hirnhautentzündung einschließlich einer Sepsis hervorrufen kann. In einem solchen Kontext ist die Wahl des geringeren Übels offensichtlich – in einer zulässigen Konzentration stellt Chlor keine so große Gesundheits- oder sogar Lebensgefahr dar wie krankheitserregende Bakterien. Darüber hinaus ist das chlorierte Wasser mikrobiologisch rein und enthält natürliche Mineralien, was aus Sicht der Verbraucher eine wichtige Information darstellt. Mit chloriertem Wasser hat man jedoch nicht nur im Fall des Leitungswassers zu tun, sondern sehr oft auch in Schwimmbecken, wo die Konzentration dieses Elements viel höher ist als im Leitungswasser. Wie wirkt sich das Baden und Schwimmen in chloriertem Wasser auf den menschlichen Körper aus?

 

CHLOR IM SCHWIMMBECKEN

Obwohl immer mehr Schwimmbäder, Aquaparks und Pools vom unterschiedlichen Typ alternative Methoden der Wasseraufbereitung wie Ozonierung oder Bestrahlung mit UV-Lampen verwenden, wird in einer überwiegenden Mehrheit von Schwimmbecken das Chlorwasser eingesetzt. Normalerweise lässt sich die Art des Schwimmbeckens problemlos erkennen. Der charakteristische Geruch von chloriertem Wasser ist sogar aus einer größeren Entfernung deutlich erkennbar. Manchmal ist er stärker und manchmal schwächer. Denn vieles hängt davon ab, ob die zulässigen Normen überschritten werden. Von Bedeutung sind zwei Grenzwerte, nämlich für freies Chlor und gebundenes Chlor, die vom Gesundheitsminister in der Verordnung vom 9. November 2015 festgelegt wurden. In jedem Schwimmbecken wird das Wasser regelmäßig gereinigt und anschließend einem Chlorierungsprozess (oder einer Aufbereitung anderer Art) unterzogen, bei dem zwei wichtige chemische Reaktionen stattfinden. Als Ergebnis einer von ihnen – der Oxidation, entsteht gebundenes Chlor, dessen Bestandteile, unter anderem Chloramine auf Ammoniakbasis und Trichlormethan (THM), ein Halogenderivat des Methans sind. Erst im nächsten Schritt kommt es zur Aktivierung der desinfizierenden Funktion des Chlors, d. h. der Zerstörung von Bakterien durch freies Chlor. In einer solchen Situation ist nicht nur der Wert des freien Chlors wichtig, sondern vor allem – des gebundenen Chlors. Es sind die Nebenprodukte der Chloroxidation (Chloramine und Trichlormethan), die gesundheitsschädlich sein können, insbesondere wenn die Grenzwerte für gebundenes Chlor überschritten werden (über 0,3 mg/dm³).

ÜBERMASS SCHADET

Jeder, der in einem Schwimmbecken mit Chlorwasser ab und zu badet, weiß sehr gut, was trockene Haut bedeutet. Das im Wasser vorhandene Chlor entzieht der Haut vollständig ihre schützende Lipidschicht. Nach einem solchen Bad wird die Haut rau und oft gereizt und dies ist der Grund, warum man oft Feuchtigkeitsbalsame zum Pool mitbringt. Chlor dringt auch in die Haarfasern ein, verändert deren Struktur und schwächt sie, was zu Glanzverlust, Spalten und sogar Haarausfall führen kann. Es besteht kein Zweifel daran, dass häufiges Schwimmen im Chlorwasser für die Gesundheit nicht unbedenklich ist und sich negativ auf sie auswirkt, selbst bei allen enormen Vorteilen, die mit dem Ausüben der körperlicher Aktivität dieser Art einhergehen. Ein Überschuss an Chlor ist schädlich, je mehr gebundenes Chlor vorhanden ist. Mono-, Di- und Trichloramine werden direkt über die Haut aufgenommen, eingeatmet und auch von Badegästen mit zufällig geschlucktem Wasser eingenommen. Chloramine können Hautveränderungen sowie Reizungen der Augen- und Atemwegsschleimhaut einschließlich Asthmasymptome verursachen. Ebenso gefährlich ist Trichlormethan (THM), das schwerer als Luft ist, direkt über der Wasseroberfläche schwebt und daher von schwimmenden Personen leicht eingeatmet werden kann. Es dringt direkt durch die Haut ein und verursacht genetische Veränderungen, die zur Bildung von Krebszellen führen können.

FAKTEN LÜGEN NICHT

An dieser Stelle kann sich die Frage stellen: sind solche Aussagen zufälligerweise nicht übertrieben und resultieren sie nicht aus einer Kampagne gegen chlorierte Pools? Leider nicht. Laut der Internationalen Agentur für Krebsforschung können fast 60 Verbindungen von organischem Chlor bei Menschen und Tieren Krebs verursachen. Eine ähnliche Schlussfolgerung zog ein Forschungsteam unter der Leitung von Manolis Kogevinas vom Zentrum für Umweltepidemiologische Forschung in Barcelona: das Baden im gechlorten Wasser, sowohl im Innen- als auch Außenbereich, erhöht das Krebsrisiko. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt vor der Chlorierung von Wasser, die zur Entstehung zahlreicher krebserregender Verbindungen führen kann. Rita Schoeny, die die US-amerikanische Umweltschutzbehörde (EPA) vertritt, ist einer ähnlichen Meinung und zitiert Studien, die zeigen, dass Chlorwasser unter geeigneten Bedingungen ein krebserregendes Potenzial hat. Interessant sind auch die Ergebnisse einer Studie an 40 gesunden Freiwilligen, die 40 Minuten in einem öffentlichen Schwimmbad in gechlortem Wasser verbrachten. Nach dieser Zeit zeigten einige Biomarker siebenmal höhere Konzentrationen an krebserregenden Stoffen im Blut als vor dem Bad. Es liegen viele Beispiele vor, aber das ist noch nicht alles … Giftige Chlorverbindungen tragen auch zur Entwicklung von Allergien der Atemwege und des Magen-Darm-Trakts bei. Sicherheit aus diesem Grund warnt EPA die Eltern vor der Verwendung von Pools mit Chlorwasser durch Kinder unter zwei Jahren. Bei Kindern können hohe Konzentrationen an Nebenprodukten der Chloroxidation das Asthmarisiko erhöhen. Menschen, die für Allergien anfällig sind, sowie Asthmatiker (nicht nur Kinder) sollten ebenfalls vorsichtig sein, da Chlor bei ihnen unerwünschte Symptome verstärken kann.

EINE GESÜNDERE ALTERNATIVE

Chlorierung ist sicherlich das einfachste und billigste Verfahren der Wasseraufbereitung. Im 21. Jahrhundert stehen uns jedoch viele andere Methoden zur Reinigung des Poolwassers zur Verfügung, die viel sicherer als Chlor und genauso wirksam wie Chlor sind. Neben der Wasserozonierung und der Bestrahlung mit UV-Lampen gewinnt die Wasserreinigung mit natürlichen Methoden an Popularität. Ökologische Schwimmteiche und Naturpools stellen nicht nur eine angenehmere, sondern auch eine gesündere Alternative dar. Das Wasser in einem ordnungsgemäß geplanten und gepflegten ökologischen Schwimmteich oder Naturpool entspricht strengen Hygieneanforderungen und ist kristallklar, obwohl dessen Reinigung ohne den Einsatz von Chlor, Ozon und anderen Chemikalien erfolgt. Die Verwendung biologischer und mechanischer Methoden der Wasserfiltration ermöglicht das Aufrechterhalten des biologischen Gleichgewichts im Schwimmteich. Unter solchen Bedingungen verläuft der Prozess der Wasserselbstreinigung, der durch geeignete Wasserpflanzenarten, mineralische Substrate, Betten vulkanischen Ursprungs, ökologische Bakterienpräparate sowie technologisch fortschrittliche Filtrationsgeräte unterstützt wird. Und was wichtig ist – dass die Vielfalt der ökologischen Schwimmteiche ist enorm. Sie können unterschiedlichster Art, Größe und Form sein und sich perfekt in die Umgebung integrieren lassen. Es lohnt sich zu wissen, dass ökologische Schwimmbecken enorme Nutzungsmöglichkeiten in Verbindung mit einer natürlichen Wasseraufbereitung bieten. Der Einsatz modernster Bautechnologien ermöglicht die Nutzung natürlicher Schwimmbäder das ganze Jahr über (beheiztes Wasser, Überdachung). Schwimmbecken dieses Typs können auch mit professionellen Geräten ausgestattet werden, einschließlich solcher für die Hydromassage, sowie von Repositionspflanzen ganz oder größtenteils befreit werden.

 

Durch die Wahl eines ökologischen Schwimmteichs oder eines Naturpools werden nicht nur angenehmere Nutzungserlebnisse sichergestellt, sondern gewinnt man vor allem die Gewissheit, dass das Wasser, in dem man schwimmt, unbedenklich ist und die Gesundheit nicht gefährdet, die für jeden einen unschätzbaren Wert hat.